Brückenhub des alten Viadukts von Charmaix mit der LR 11350 am steilen Berghang der Alpen
80 Schwertransporte, enge Kurven, steile Pisten - nichts konnte uns stoppen!
Nach Fertigstellung der neuen Autobahnbrücke auf der A43 in Frankreich stand die Demontage des alten Viadukts von Charmaix an, welches aufgrund seiner statischen Probleme ersetzt werden musste. Die Herausforderung bestand darin, dass ein Teil der alten Brücke über ein Naturschutzgebiet führte, was herkömmliche Abbruchmethoden ausschloss. Die Firma Despe, ein Spezialabbruchunternehmen aus Italien, wurde mit dem Komplettauftrag betraut. Dabei entwickelte Schmidbauer in Zusammenarbeit mit Mammoet Italien ein Konzept zum Brückenhub unter Verwendung des neuen LR 11350 Raupenkrans. Dieser Kran zeichnet sich durch seine außergewöhnliche Leistungsfähigkeit aus – selbst bei einer Ausladung von 67 Metern kann er beeindruckende 249 Tonnen heben, bei einer Ausladung von 93 Metern immer noch erstaunliche 150 Tonnen. Ein weiterer Vorteil bestand darin, dass der Kran direkt von Marseille aus, wo er zuvor erfolgreich beim PGL-Projekt eingesetzt wurde, schnell zur Verfügung gestellt werden konnte.
Das Projekt stellte von Anfang an eine große Herausforderung dar, beginnend mit der Anfahrt zur Baustelle. Aufgrund der begrenzten Kapazität für die Sondereinfahrt von nur 5 LKW pro Tag direkt von der Autobahn aus verzögerte sich der Transport teilweise erheblich. Darüber hinaus mussten alle Fahrzeuge auf der Autobahn wenden, da die Zufahrt nur in eine Richtung führte und diese Manöver nur an der Zufahrt zum Fréjus-Straßentunnel möglich waren. Zudem erforderte die enge Kurvenführung und die Steigung zum Kranstellplatz, dass alle LKWs auf einen speziellen Allrad-LKW umgeladen werden mussten. Es galt, etwa 30 Höhenmeter Schotterpiste zu überwinden, um den Einsatzort zu erreichen. „Insgesamt waren es 80 Schwertransporte, die hier eingetroffen sind. Und kein Platz zum Parken, Wenden, Lagern. Es war der Wahnsinn!“ berichtete unser Technischer Außendienst Oliver Thum.
Der Kranaufbau gestaltete sich ähnlich komplex: Die Standfläche für den Kran auf dem Berghang war äußerst begrenzt. Der Ausleger musste entlang der steilen Zubringerstraße bergauf und teilweise schwebend montiert werden, was eine präzise Planung und Durchführung erforderte. Darüber hinaus gab es nur zwei Standplätze für den Hilfskran, der für die Montage des 108 Meter langen Auslegers benötigt wurde. Laut Oliver Thum war vor allem das unwegsame Gelände beim Zusammenbauen der Gittermasten eine extreme Herausforderung. Aufgrund der beschwerlichen Umstände dauerte der Kranaufbau deshalb drei Wochen statt drei Tage.
Mit dem LR 11350 Raupenkran sollten dann die gewaltigen Betonträger von den extrem hohen Pfeilern gehoben werden. Die 40 Meter langen Brückenträger wurden zuerst angehoben, danach die Ausladung verkürzt und der Zusatzballast des Superlifts abgekoppelt. Hierbei zeigte sich die beeindruckende Tragfähigkeit des Krans – auch ohne den Superlift. Im Anschluss wurde der Kran um 180 Grad gedreht, sodass die Brückenträger zur Zertrümmerung an den vorgesehenen Stellen abgelegt werden konnten. Der Kran meisterte alle Hübe im Alleingang und wurde nur beim letzten und am weitesten entfernten Träger durch einen 700-Tonnen-Mobilkran beim Tandemhub unterstützt.
All diese Herausforderungen machten die Durchführung des Projekts zu einer logistischen und technischen Meisterleistung, die rund drei Monate dauerte. Dies verdeutlicht eindrucksvoll, wie sich durch innovative Ansätze anspruchsvolle Herausforderungen erfolgreich meistern lassen. Mitte Dezember waren die Rückbauten des alten Viadukts abgeschlossen. Durch den extremen Wintereinbruch und die zusätzlichen beschwerlichen Umstände am Einsatzort wurde erst letzte Woche der Kranabbau begonnen, und das Projekt wird endgültig abgeschlossen.